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Wie sich Brandenburgs Buchhändler gegen Amazon wehren
Die Konkurrenz auf dem Buchmarkt wird immer größer, vor allem seit Amazon den kleinen Buchhandlungen, die noch vom Inhaber geführt werden, das Leben schwer macht. Es gibt aber Buchläden, die sich erfolgreich gegen den Internetriesen wehren. Die Buchhandlung „Viktoriagarten“ in Potsdam gehört zu diesen Buchhandlungen, die Amazon Paroli bieten.
Wer ein Buch in die Hand nehmen und darin blättern möchte, kann das nur in der Buchhandlung um die Ecke. Das sagen nicht nur Stefanie Müller und Andrea Schneider, die beiden Inhaberinnen der Buchhandlung „Viktoriagarten“ in Potsdam. So wie die beiden Buchhändlerinnen denken immer mehr Menschen, die ihre Bücher früher aus Zeitmangel bei Amazon bestellt haben, jetzt aber umdenken und in den stationären Buchhandel zurückkehren. Es wurde auch langsam Zeit, denn Amazon ist schon zu lange der ärgste Konkurrent der kleinen inhabergeführten Buchläden. Kritiker sind der Ansicht, dass Amazon seine Vormachtstellung ausnutzt und so die kulturelle Vielfalt in den Städten und Gemeinden zerstört. Dass es auch anderes geht, dafür ist das Café mit Buchladen in Potsdam das beste Beispiel.
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Für 14 Cent pro Minute aus dem Festnetz und maximal 42 Cent pro Minute aus den Handynetzen kann man mit Amazon Telefon Deutschland Kontakt aufnehmen. Diese Nummer gehört nicht Amazon. Die offizielle Hotline findet man auf der Internetseite von Amazon.
Der kleine Laden mit dem gemütlichen Café ist ein beliebter Treffpunkt für die Anwohner im Westen der brandenburgischen Landeshauptstadt. Das Café macht den Buchladen besonders attraktiv und lädt die Besucher zum Bleiben ein. Wäre das Café nicht, würde sich der Buchladen allerdings nicht rechnen, sagt Stefanie Müller. Aber die Buchhandlung wirft so viel Geld ab, dass die beiden Inhaberinnen davon leben können und es reicht auch, um zwei Aushilfen zu beschäftigen. Die großen Internethändler wie Amazon sind für den „Viktoriagarten“ kein Problem, denn die Kunden des Cafés und der Buchhandlung legen Wert auf andere Dinge. Die Buchhandlung hat Charakter und die Menschen, die hier einkaufen, wollen den Laden ganz bewusst unterstützen.
Nach Auskunft des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels legen die Buchhandlungen vor Ort beim Umsatz kräftig zu. So war der Umsatz 2014 mit 49 % deutlich größer als der Internethandel, der es nur auf 16,2 % brachte. In den vergangenen vier Jahren hat sich das Verhältnis zwischen dem stationären und dem Online-Buchhandel kaum verändert und auch die Zahl der Buchhandlungen in Brandenburg ist mit 135 konstant. Trotzdem ist der Börsenverein des Deutschen Buchhandels eher skeptisch und sieht die Rolle von Amazon in Flächenländern wie Brandenburg immer noch als gefährlich an. Allerdings sind die Buchhändler heute aus einer Art Schockstarre erwacht, denn die Bedrohung durch Amazon wird wenigstens nicht größer. Ein Grund für die Entspannung ist auch die gesetzlich vorgeschriebene Buchpreisbindung, an die sich alle Händler, vor allem aber auch die großen Ketten wie Thalia und Hugendubel halten müssen. Dennoch ist es die niedrige Kaufkraft, die die Buchhändler nach wie vor belastet.
Auch Michaela Loth, die seit beinahe 15 Jahren in Beelitz einen Buchladen betreibt, sagt, dass ihre Umsätze schon seit Jahren stabil sind. Auch sie hat die Konkurrenz durch Amazon gespürt, denn viele Kunden sehen die kurzen Lieferzeiten als Vorteil. Als aber die negativen Schlagzeilen über Amazon immer häufiger die Runde machten, sind viele Kunden zurückgekehrt. Es war wichtig, die Kunden darüber aufzuklären, was bei Amazon im Hintergrund abläuft und dass auch der stationäre Buchhandel durchaus in der Lage ist, Bücher in weniger als einem Tag zu liefern.
Auch Frank Förster, Inhaber der „Kurt-Tucholsky-Buchhandlung“ in Rheinsberg, musste seinen Kunden erklären, dass Amazon nicht in Deutschland, sondern in Luxemburg seine Steuern bezahlt und die Waren mit uralten Transportern der Deutschen Post ausfährt. Viele Kunden kommen jetzt wieder ganz bewusst in seine Buchhandlung, aber trotzdem bleibt die Situation angespannt. Förster lebt nach eigenen Angaben von Touristen, die Landkarten oder die regionale Literatur kaufen. Wenn es diese Kunden nicht gäbe, so Förster, dann gäbe es auch den Laden nicht mehr.
Im Vergleich zu den ländlichen Regionen sieht die Lage in den Städten deutlich entspannter aus. So bewegt sich die Brunnen-Buchhandlung in Ludwigsfelde, die aus einer der vielen Volksbuchhandlungen der ehemaligen DDR hervorgegangen ist, sehr bewusst auf der Höhe der Zeit. Inhaberin Sabine Marx ist davon überzeugt, dass die Buchhandlungen gegensteuern müssen und dass der eigene Webshop ein sehr erfolgreiches Modell ist, um Amazon die Stirn zu bieten.
Matthias Vogt, Chef der Havelländischen Buchhandelsgesellschaft, leitet acht Buchhandlungen an unterschiedlichen Standorten in ganz Brandenburg. Und seiner Meinung nach ist es heute schwer, mit Büchern ein gutes Geschäft zu machen. Vogt hat es sich zur Aufgabe gemacht, in Berlin und im Umland sesshaft zu werden, was allerdings mehr oder weniger erfolgreich verläuft. So war es zum Beispiel schwierig, die Filiale in Velden an der Oberhavel zu halten, aber als in Hohen Neudorf immer mehr Menschen zugezogen sind, wurde die Filiale dorthin verlegt. Nach wie vor lebt die Stammfiliale in Nauen im Havelland hauptsächlich von Stammkunden und von Schulbuchbestellungen. Auch in der 2014 eröffneten Buchhandlung in Werder hat sich das Geschäft durch steigende Anwohnerzahlen positiv entwickelt. Matthias Vogt ist der Meinung, dass es Buchhandlungen trotzdem immer geben wird, denn ein Besuch in einem Buchladen ist für viele Menschen immer wieder ein Erlebnis.
Amazon ist nicht erst seit gestern in der Kritik, schon 2014 haben die Autoren der Bonnier-Verlagsgruppe, zu der unter anderem die Verlage Ullstein, Piper und Cornelsen gehören, einen offenen Brief an Amazon geschrieben. In diesem Brief wird Amazon Manipulation vorgeworfen, denn die Bücher der Bonnier-Verlagsgruppe sind bei Amazon nicht am Lager, sie werden nur mit großer Verzögerung ausgeliefert und die Autoren sollen aus den Empfehlungslisten gestrichen werden. Auf diese Weise will Amazon die Verlagsgruppe zwingen, neuen Vertragsbedingungen zuzustimmen.
Der Brief wurde in der renommierten New York Times veröffentlicht und es kamen 900 Unterschriften von Lesern, Autoren, Übersetzern und Illustratoren zusammen, im Moment sind es sogar mehr als 2000 Unterstützer. Wer sich an der Unterschriftenaktion gegen Amazon beteiligen will, der kann seine Unterschrift auf dem Portal „Fairer Buchhandel“ abgeben.
Auch dem Tochterunternehmen von Amazon „Audible“, das kommerziell Hörbücher als Download anbietet, droht jetzt großer Ärger, denn es gibt eine Beschwerde beim Bundeskartellamt und bei der EU-Kommission. Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels wirft Audible vor, seine marktführende Stellung zu missbrauchen und Verlagen Bedingungen aufzuzwingen, die unzumutbar sind. So sollen unter anderem bereits bestehende Lizenzverträge gekündigt werden, um auf diese Weise die Verlage zu zwingen, ein Flatrate-Modell anzunehmen, was zu deutlich geringeren Umsätzen führt.